Die Risiken und Gefahren von TikTok-Trends
Was ist TikTok?
Das von Zhang Yiming gegründete Unternehmen ByteDance entwickelte und veröffentlichte TikTok im September 2016. Laut einer Bewertung von CB Insight war ByteDance im Juni 2022 das wertvollste nicht börsennotierte Unternehmen der Welt mit einem Wert von 140 Milliarden US-Dollar. [1] Die App ist mit über 1 Milliarde aktiver Nutzer weltweit ein Hit unter jungen Menschen. Alleine in Deutschland sind etwa 19 Millionen User monatlich in der App unterwegs. TikTok richtet sich in erster Linie an junge Menschen, mit Schwerpunkt auf der Generation Z, also Nutzer zwischen 16 und 25 Jahre alt. Tatsächlich aber nutzen, laut Ergebnissen der KIM-Studie 2020, 42% der 6-13-Jährigen zumindest selten TikTok. [2] TikTok ist ein soziales Netzwerk, in dem hochauflösende Videos mit einer Länge von bis zu 5 Minuten erstellt und ausgetauscht werden können. Die kurzen Videos werden "TikToks" genannt und können viel schneller viral gehen als auf anderen Videoplattformen. Die Clips werden meist mit Effekten, Filtern oder Stickern versehen und in Endlosschleife abgespielt. Je nach Einstellung können die Ergebnisse nur Freunden oder der ganzen Welt gezeigt werden. Beim Hochladen werden Hashtags (#) vergeben, die für bestimmte Themen und Kategorien stehen. So können die Clips kategorisiert und wiedergefunden werden und enorm schnell an Reichweite bekommen und damit viral gehen. Die App soll Spaß machen, kreativ sein und die Nutzer dazu ermutigen, Inhalte zu erstellen und zu teilen, die sich weit verbreiten können. Der hohe Bekanntheitsgrad der App wurde unter anderem durch eine millionenschwere Werbekampagne in sozialen Netzwerken und die Zusammenarbeit mit berühmten Stars erreicht.
Das Alleinstellungsmerkmal und vielleicht der größte Erfolgsfaktor von TikTok ist aber eher technischer Natur. Die Social-Media-App basiert vollständig auf künstlicher Intelligenz (KI). Die KI-Technologie ermöglicht es den Nutzern, von Anfang an Inhalte in ihrem Stream zu sehen, ohne Profilen folgen oder mit Videos interagieren zu müssen. Dies führt zu einer sehr positiven Nutzererfahrung, die wiederum zu einem deutlich höheren Engagement als bei anderen sozialen Netzwerken beiträgt.
Der KI-Algorithmus liefert ständig Anregungen für die Erstellung origineller Inhalte und macht es leicht, Trends zu erkennen und aufzugreifen. [3] Challenges verbreiten sich oft schnell und regen zum Mitmachen an. Das ständige Feedback von Followern und anderen Nutzern hat Suchtpotenzial und trägt dazu bei, dass eine große Menge an nutzergenerierten Inhalten entsteht.
Was sind TikTok Challenges?
Die Ursprünge der TikTok-Challenges sind unklar, aber sie haben in den letzten Jahren an Popularität gewonnen. Im Allgemeinen geht es darum, eine Aufgabe zu erfüllen oder ein Video zu drehen und es online zu teilen. Eine der beliebtesten Herausforderungen ist die "Cha Cha Slide"-Herausforderung, bei der die Nutzer zu einem Lied tanzen und dabei eine Reihe von koordinierten Bewegungen ausführen. Eine weitere beliebte Herausforderung ist die "Flip the Switch"-Herausforderung, bei der die Nutzer in Sekundenbruchteilen die Kleidung mit einer anderen Person tauschen.
Was kann Tiktok gefährlich machen?
Leider gibt es aber auch laute Kritik an Tiktok. Insbesondere die "Blackout Challenge" wurde in den letzten 18 Monaten mit dem Tod von mindestens 15 Kindern im Alter von 12 Jahren oder jünger in Verbindung gebracht, wie aus Daten von Businessweek hervorgeht [4,5]. Die Herausforderung bestand darin, sich selbst bis zur Bewusstlosigkeit zu strangulieren, und Videos davon sollen auf der Hauptseite der App und auf der Seite "Für dich" gezeigt worden sein. Die Eltern zweier Mädchen, die behaupteten, ihre Kinder seien an den Folgen der Challenge gestorben, verklagten TikTok und behaupteten, die Fahrlässigkeit des Unternehmens habe die Verbreitung der Challenge ermöglicht. Das Unternehmen hat inzwischen die Suche nach der Herausforderung gesperrt und den Familienmodus eingeführt, um zu verhindern, dass sich Kinder unter 13 Jahren ohne Erlaubnis der Eltern anmelden.
Zu den gefährlichsten Herausforderungen gehört auch die "Skull Breaker"-Challenge, bei der man dem Opfer ein Bein stellt, so dass es fällt und sich den Kopf stößt. [6] Eine weitere gefährliche Herausforderung ist die "Tide Pod"-Challenge, bei der die Benutzer Waschmittelkapseln essen, was zu Vergiftungen und Tod führen kann. [7]
TikTok wird zudem mit verschiedenen Risiken und Gefahren in Verbindung gebracht, darunter Cybermobbing, Sucht, unangemessene Inhalte und Datenschutzprobleme. Der Algorithmus der App ist so konzipiert, dass er die Nutzerinnen und Nutzer bei der Stange hält, was dazu führen kann, dass sie süchtig werden und sehr viel Zeit mit der App verbringen. Dies kann sich auf die psychische Gesundheit und die sozialen Interaktionen junger Menschen auswirken und zu Cybermobbing, Angstzuständen und Depressionen führen.
Aktuell gibt es wohl eine Challenge bei der Jugendliche in ganz Deutschland in Kinos für Tummulte sorgen. Bei Vorstellungen des Films "Creed III", der neunte Film der Saga um den Boxer "Rocky", randalierten sie und machten Videos von den Aktionen. [8,9,10] Im TikTok-Netzwerk finden diese Videos der Störaktionen große Aufmerksamkeit. Die Polizei in Essen hat nach eigenen Angaben Hinweise auf eine neue Challenge. Dabei stacheln sich die Akteure gegenseitig an, mit ihren Aktionen den Abbruch von Kinovorstellungen zu erzwingen und so Aufmerksamkeit auf TikTok zu bekommen. Einige Kinos haben den Film schon aus ihrem Programm genommen und/oder versuchen mit extra Security für mehr Sicherheit zu sorgen. Bei Taschenkontrollen seien vermehrt auch Waffen wie Schlagringe oder Messer gefunden worden. Solche Challenges sorgen also für enorme Probleme. Kinobetreiber haben Umsatzausfälle, zerstörtes und verschmutztes Inventar, Einsatzkräfte wie die Polizei werden für solche Einsätze blockiert und sind nicht an anderer Stelle einsatzbereit.
Psychologen und Medienwissenschaftler sind nicht gänzlich sicher, woran solch ein Verhalten der Jugendlichen liegen kann. Es könnte eine Kombination aus Aufmerksamkeitsdefizit, fehlendem rechtsbewusstsein oder auch einfach Langeweile sein. Viele Jugendliche lassen sich einfach beeinflussen und ziehen oft durch eine Gruppendynamik mit. Immer auf der Suche nach den nächsten Likes, Followern und digitaler Anerkennung.
Was können Eltern tun?
Um TikTok sinnvoll zu nutzen und die mit der App verbundenen Risiken zu vermeiden, ist es wichtig, sich der Gefahren bewusst zu sein und geeignete Maßnahmen zu ergreifen. Dazu gehört, dass Eltern die Zeit, die ihr Kind mit der App verbringt, begrenzen, die Inhalte, die es sich ansieht, überwachen und mit ihm über die mit der App verbundenen Risiken sprechen. Nutzen solltet ihr hier zumindest den "Begleiteten Modus" in Tiktok. [11] Damit habt ihr etwas Kontrolle, welche Funktionen eure Kids in der App nutzen können. Laut AGB ist Tiktok ab 13 Jahren, sofern es die Eltern erlauben. Ansonsten ist die Nutzung ab 18 Jahren erlaubt. Geprüft wird das Alter aber nicht. Außerdem ist es wichtig, unangemessene Inhalte und Cybermobbing zu melden und die Privatsphäre-Einstellungen zu nutzen, um ihre persönlichen Daten zu schützen.
Der Hauptaugenmerk sollte aber auf der digitalen Erziehung liegen. Wie verhalte ich mich im Internet, wie erkenne ich Fakes und was kann mein Verhalten für Konsequenzen haben.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass TikTok zwar eine unterhaltsame und fesselnde Plattform sein kann, man sich aber unbedingt der damit verbundenen Risiken und Gefahren bewusst sein muss.
Quellen:
[1] https://muenchen-gedenkt.de/wie-viel-ist-tiktok-wert-2022
[2] https://www.mpfs.de/fileadmin/files/Studien/KIM/2020/KIM-Studie2020_WEB_final.pdf
[3] https://katzlberger.ai/2022/02/25/der-tiktok-ki-algorithmus/
[4] https://www.theverge.com/2022/7/7/23199058/tiktok-lawsuits-blackout-challenge-children-death
[5] https://www.nytimes.com/2022/07/06/technology/tiktok-blackout-challenge-deaths.html
[11] https://newsroom.tiktok.com/de-de/der-begleitete-modus-von-tiktok