Kinder, Internet und sexualisierte Gewalt
Wenn unsere Kinder online sind, wollen wir nicht daran denken, dass sie sexueller Gewalt ausgesetzt sein könnten. Leider zeigen Statistiken, dass dies ein reales und wachsendes Problem ist. 2010 wurden rund 14.400 Meldungen von Online Kindesmissbrauch polizeilich erfasst. Ab 2018 ging diese Zahl kontinuierlich nach oben und erreichte 2021 ihren Höhepunkt mit 17.500 Missbrauchsfällen. Wichtig dabei ist aber, es handelt sich nur um die polizeilich erfassten Fälle. Die Dunkelziffer wird wesentlich höher sein.[0] Als Erwachsene liegt es in unserer Verantwortung, uns der Gefahren des Internets bewusst zu sein und alles in unserer Macht Stehende zu tun, um unsere Kinder davor zu schützen, Opfer dieser abscheulichen Verbrechen zu werden. In diesem Blogbeitrag werden wir die verschiedenen Arten von sexueller Gewalt im Internet diskutieren und wie Du deine Kinder davor schützen kannst.
Was ist sexueller Kindesmissbrauch?
Sexueller Missbrauch von Kindern ist eine Form des Kindesmissbrauchs, die jede sexuelle Aktivität mit einem Minderjährigen umfasst. Beispiele sind Vergewaltigung, Belästigung, unangemessenes Berühren oder Streicheln, Ausbeutung durch Herstellung oder Verbreitung von Kinderpornografie, Sexting, Grooming und Online-Werbung. Bei der Mehrheit der Täter handelt es sich um jemanden, den das Kind oder die Familie kennt. 93 % der Opfer unter 18 Jahren kennen den Täter. [1] Kinder mit Behinderungen, isolierte oder vernachlässigte Kinder und Kinder, die nicht ausreichend beaufsichtigt werden, können besonders anfällig für Missbrauch sein.
Die Täter wenden eine Vielzahl von Taktiken an, um das Opfer zum Stillschweigen zu bringen, z. B. Zwang, Einschüchterung und Drohungen. Sexueller Missbrauch und sexuelle Ausbeutung von Kindern muss nicht immer mit körperlichem Kontakt einhergehen; Täter können auch Technologie einsetzen, um sexuell eindeutige Gespräche zu führen, um Nackt- oder Sexfotos zu bitten oder das Kind zu manipulieren, damit es sich auf sexuelle Aktivitäten mit ihnen einlässt. Auch wenn das Kind nicht körperlich berührt wird, ist dies eine Form des Kindesmissbrauchs.
Doch es gibt noch eine Form des sexuellen Kindesmissbrauchs!
Sexueller Missbrauch zwischen Kindern. Dieser liegt vor, wenn ein vorpubertäres Kind von einem oder mehreren anderen Kindern oder Jugendlichen sexuell missbraucht wird und kein Erwachsener direkt beteiligt ist. Dies unterscheidet sich von normalem sexuellen Spiel oder anatomischer Neugier und Erkundung, die unter Gleichaltrigen üblich sind. Bei sexuellem Missbrauch von Kind zu Kind sind kleine Kinder, die sexuell noch nicht ausgereift sind, nicht in der Lage, bestimmte sexuelle Handlungen ohne fremde Hilfe zu erkennen.
In vielen Fällen hat ein Kind oder Jugendlicher nicht die Absicht, einem anderen Kind Schaden zuzufügen, und handelt lediglich aus einem vorübergehenden Impuls heraus. Die American Psychological Association hat festgestellt, dass „in vielen Fällen das Kind, das die Straftat begangen hat, in sehr jungen Jahren Pornografie ausgesetzt war oder wiederholt Zeuge sexueller Handlungen von Erwachsenen geworden ist, was ebenfalls als eine Form des sexuellen Missbrauchs von Kindern betrachtet werden kann“ [2]. Darüber hinaus verstehen Kinder, die unerwünschte sexuelle Annäherung erlebt haben, möglicherweise nicht, dass diese Handlung ein Verbrechen gegen sie selbst war.
Die Reaktion eines Kindes auf sexuelle Verhaltensprobleme wird von einer Vielzahl von Einflüssen beeinflusst. Dazu gehören das familiäre Umfeld, das Temperament und die Persönlichkeit des Kindes sowie die Art und Schwere des Problems. Familiendynamiken wie Kommunikationsmuster, Erziehungsstil und Familienkonflikte können eine wichtige Rolle dabei spielen, wie Kinder auf ihre Umwelt reagieren. Auch die Beziehung des Kindes zu Geschwistern, Gleichaltrigen, Lehrern und anderen Erwachsenen beeinflusst seine Reaktion. Zu berücksichtigen ist auch, ob das Kind in der Vergangenheit misshandelt oder vernachlässigt wurde und ob es psychische Probleme hat. [3]
Wie können wir Kinder online schützen?
Es ist wichtig, mit deinen Kindern über Online-Risiken zu sprechen und sicherzustellen, dass sie wissen, wie sie sich schützen können. Ermutige sie, nur mit Personen zu chatten, die sie kennen, und stelle sicher, dass ihre Online-Konten privat bleiben. Bring ihnen bei, Personen zu blockieren und zu melden, die ihnen unangenehm sind oder ihre Grenzen nicht respektieren.
Seit der Zeit mit COVID-19 verbringen Kinder und Erwachsene mehr Zeit online als je zuvor, oft unbeaufsichtigt und isoliert daheim. Es ist wichtig, Kindern zu erklären, dass Menschen im Internet nicht immer das sind, was sie zu sein scheinen.
Sprich mit deinen Kindern über Online-Sicherheit und stelle klare Regeln für ihre Online-Aktivitäten auf. Bring ihnen bei, keine persönlichen Daten zu kommunizieren und niemals Fotos, Videos oder den Standort zu teilen. Auch ihre Accounts wie Insta oder Facebook sollten privat sein.
Schau dir selbst die Webseiten, Apps und Games an, die deine Kinder nutzen.
Überwache regelmäßig ihre Online-Aktivitäten und achte auf die von ihnen verwendeten Apps und Websites.
Wenn möglich, verwende eine Kindersicherung. [4, 5, 6]
Bring deinen Kindern bei, wie sie verantwortungsvoll und respektvoll online mit anderen Menschen umgehen. Auch Online gilt ein "Nein!" als nein!
Beobachte deine Kinder und achte auf Veränderungen in ihrem Verhalten oder ihrer Persönlichkeit. Sollten deine Kinder Online-Aktivitäten verbergen wollen, sich zurückziehen, Wutausbrüche oder auch Angstzustände haben, KANN dies ein Anzeichen für eine mögliche Misshandlung sein.
Bring ihnen bei, mit dir oder einer anderen, erwachsenen Vertrauensperson zu sprechen, falls es sich im Internet unwohl oder bedrängt fühlt.
Ich glaube, mein Kind wird online missbraucht!?
Wenn du vermutest, dass deine Kinder Opfer von sexuellem Missbrauch im Internet geworden sind, solltest du sofort handeln. Sprich mit deinen Kindern über deinen Verdacht. Schimpfe nicht, das könnte das Vertrauensverhältnis stören. Wenn möglich, sichere Beweise. Also Screenshots von Chats erstellen oder andere Art von Beweisen (Videos, Fotos, Sprachnachrichten) sammeln.
Wende dich an offizielle Hilfestellen [7, 8, 9] oder direkt an die Polizei online [10] oder an eine Dienststelle.
Achten wir gemeinsam auf unsere Kinder. Egal ob ihr Vater, Mutter, Oma oder ein anderer Verwandter seid.
Diskutiert gerne über eure Erfahrungen und teilt den Beitrag. Danke!
Euer Manu
[1] https://www.rainn.org/statistics/victims-sexual-violence
[2] https://link.springer.com/article/10.1007/BF02674853
[3] https://www.ncsby.org/content/what-causes-sexual-behavior-problem
[4] https://www.schau-hin.info/sicherheit-risiken/sicherheitseinstellungen-fuer-android
[5] https://www.schau-hin.info/sicherheit-risiken/iphone-sicher-machen
[6] https://www.studienkreis.de/infothek/journal/internet-sicherheit-kinder/
[7] https://www.hilfe-portal-missbrauch.de/startseite
[8] https://www.nummergegenkummer.de/